Wenn Eltern zu viel für ihre Kinder tun

Eltern stellen die Basis dar, damit ihre Kinder gut ins Leben gehen können. Sie sorgen dafür, dass die existentiellen Bedürfnisse nach Nahrung, Ruhe, Sicherheit, Bindung, Freiraum sichergestellt werden. Das ist viel! Und das über einen langen Zeitraum.

Keinesfalls sind sie dafür verantwortlich, ihr Kind vor Langeweile oder vor dem Erleben jeglicher Frusterlebnisse zu bewahren. Im Gegenteil: wenn Eltern glauben, ihre Kinder rund um die Uhr beschäftigen und beschützen zu müssen, können Kinder weder ihr ureigenes Potential entfalten, noch können sie Selbstregulation und innere Strategien erlernen, um mit Schwierigkeiten fertig zu werden. Nur von innen heraus können Kinder lernen, sich selbst zu beruhigen, sich selbst zu trösten und die eigenen Emotionen zu kontrollieren (nicht zu unterdrücken) Nur wenn Eltern ihren Kindern Freiraum lassen und sie nicht ständig beschäftigen, können sie ihre eigene inneren Impulse wahrnehmen und das entfalten, was sich da von innen heraus entfalten will. 

Liebe Eltern, es ist schön, dass ihr Euch so viel um Eure Kinder kümmert. Allerdings – manchmal ist es besser, ihr lasst sie einfach in Ruhe und kümmert Euch um Euch selbst. Denn Kinder lernen an ihren ersten Bezugspersonen – und das sind in der Regel die Eltern- wie befriedigende Beziehungen gelebt werden können. In beglückenden Beziehungen bringt sich jeder selbst ein mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen und geht auf die Gefühle und Bedürfnisse des anderen ein. In vielen Fällen heißt das: Kompromisse aushandeln, jedem seinen Freiraum lassen, aber auch mal eigene Wünsche zurückstecken. 

Wenn Kinder gelernt haben, dass es nur um ihre eigenen Bedürfnisse geht und die der Eltern nicht so wichtig sind, sind sie in Gefahr, dieses Muster auf spätere Beziehungen zu übertragen. Das ist kein glückliches Beziehungsmodell!

Eltern, die ihre eigenen Grundbedürfnisse nach Schlaf, Ruhe, befriedigenden Beziehungen, Freiraum über einen längeren Zeit zurückstellen, sind in Gefahr auszupowern. Irgendwann versorgen sie ihr Kind zwar noch, aber das warme Fließen hat aufgehört: das Gefühl von Freude und Liebe im Kontakt mit dem Kind will sich nicht mehr einstellen. Das spürt das Kind und es reagiert zunehmend fordernd: Die Zuwendung, obwohl ständig da, sättigt nicht mehr. Denn Kinder wollen nicht einfach optimal versorgt, gestillt und getragen werden – sie brauchen dieses warme Gefühl von „wie schön, dass Du da bist“. Gefühle können nicht erzwungen werden, sie stellen sich ein, wenn die eigenen Ressourcen zur Verfügung stehen. Manchmal ist es besser, das Kind kurzzeitig zurückzuweisen, als sich ihm halbherzig zuzuwenden.

Zurückweisung ist nicht sofort ein traumatisches Erlebnis. Das Kind wird auf sich zurückgeworfen, reagiert frustriert und muss in diesem Moment eigene Strategien entwickeln, um sich selbst zu helfen. Ein Schritt in die Selbständigkeit!

Darum liebe Eltern, achtet auf Euch selbst. Nur wenn ihr gut für euch selbst sorgt, könnt ihr euren Kindern das geben, was sie wirklich brauchen. Und je älter eure Kinder werden, bringt Eure eigenen Gefühle und Bedürfnisse mit in den Alltag ein, damit Euer Kind lernt: „Am schönsten ist es, wenn alle zufrieden sind und nicht nur ich meine Bedürfnisse durchsetze“. Und lasst ein wenig Raum, damit eure Kinder die Erfahrung machen können: Ich kann mir im Notfall auch selbst helfen. Die Erfahrung von Eigenständigkeit und der Stolz auf sich selbst sind genauso wichtig wie zuverlässige Bezugspersonen.

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